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die ev. Kirche St. Georg
1302
Im Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung war die Kirche wesentlich kleiner als heute. Der Kirchenraum hatte eine Länge von 32 Fuß (ca. 10m) und ragte 1m seitlich über den Chorbogen hinaus. Über dem Chorraum stand ein massiver Turm.
Abb. 3: So könnte die Kirche ausgesehen haben.
1345
Der Name „Sant Gerien“ als Patrozinium findet sich zum ersten Mal in einer Urkunde aus diesem Jahr. In einem Zehntbrief aus den Jahren 1360/61 findet sich die Erwähnung „S. Georgi“.
1547
In diesem Jahr wurde der Kirchturm in der heutigen Form mit dem Bau der Turmbrüstung, der Pyramide und der Spiraltreppe vollendet. Auf der Ostseite der Brüstung befinden sich die Jahreszahl der Erbauung 1547 und das Hachberger Wappen. Die Jahreszahl und die Schrift sind von innen zu lesen.
Zwei Besonderheiten der Turmspitze führten in den vergangenen Jahren zu Nachforschungen: Die Gestaltung als offener Turmhelm, sowie die Spiraltreppe im Innern der Pyramide. Die Spiraltreppe mit ihren 27 Stufen ist weltweit die erste Spiraltreppe, die oben auf einem Kirchturm gebaut wurde. Die Inschrift, die Spiraltreppe und der Ring oben im Turm lassen vereinfacht eine theologische Deutung zu: „Mit Maria kannst du in den Himmel kommen.“ (Prof. Friedrich Mielke)
1756
Das Kirchenschiff wurde völlig neu erbaut. Es wurde größer, höher und breiter und stellt das heutige Kirchenschiff dar. Der Bau wurde unter anderem aus dem Erlös finanziert, der aus der Versteigerung der Baumaterialien von St. Michael erzielt wurde: 29 Gulden.
Abb. 2: Größe des Kirchenraums 1302 und 1756
Abb. 7: Seitenansicht 1756
Der offene Turmhelm
und seine Architektur
Abb. 8: Die Turmspitze
Abb. 9: Zeichnung der Pyramide
Merkmale des Denzlinger Turmhelms:
• Acht Eckstreben und keine Maßwerkfelder dazwischen.
• Im Inneren der Pyramide verläuft eine Spiraltreppe.
• Die Treppenstufen liegen frei auf Eisen auf, die zwischen den Eckstreben angebracht sind.
• Die Treppe endet mit der 27. Stufe unter dem Ring ohne eigentlichen Abschluss.
• Zwischen den beiden obersten Stockwerken befindet sich eine innen offene Scheibe (Ring)
• Acht Grate bilden die Helmspitze (Krone)
Bis zur Brüstung ist der Turm 30 m hoch, bis zur Turmspitze sind es 42,90 m.
Abb. 10: Schnittzeichnung des Turms
Die Brüstung
Die Brüstung enthält die Jahreszahl 1547 in römischen Ziffern und das markgräfliche Wappen. Der Gruß des Engels an Maria in der Weihnachtsgeschichte in Lk 1 ist in lateinischen Worten geschrieben:
AVE MARIA GRACIA PLENA DOMINUS TECUM
Der Erzengel Gabriel überrascht Maria mit seinem Besuch und grüßt: „Sei gegrüßt Maria, du Begnadete, der Herr sei mit dir.“ (Lutherbibel 2017)
Die Spiraltreppe
Abb. 12: Blick in die Spiraltreppe
Prof. Friedrich Mielke hat im Jahr 2002 eine Erklärung zur Deutung des Turms an die Ev. Kirchengemeinde geschickt. Auszüge aus seinem Schreiben:
„Bei auf Kirchtürmen ausgeführten Spiraltreppen steht Denzlingen an erster Stelle.“
„Die spiralig geführte Treppe galt und gilt als das Non-plus-ultra in der Treppenbaukunst. Sie allein war würdig, eine Huldigung an Maria zu symbolisieren, wie es auf dem Denzlinger Kirchturm geschah.“
„Die Treppe mahnt: Nur durch die Hilfe der Gottesmutter kommt ihr in den Himmel. Die Treppe ist das Symbol für den Weg nach oben.“
Entdecken Sie den Innenraum
der Kirche...
1961 fand die Veränderung zum heutigen Kirchenraum statt. Im Umbau spiegelt sich die neue Gemeindetheologie wieder: Die Kanzel kommt vom hohen Platz herunter, der Altar kommt aus dem Chorraum heraus, der Pfarrer/die Pfarrerin ist im Gottesdienst nahe bei der Gemeinde.
Im Jahr 1985 wurde durch die Orgel der Kirchenraum nochmals verändert.
Abb. 13-15: Kirche innen vor 1960, nach 1983 und heute
Im Chorraum hinter dem Altar
Bei den Renovierungsarbeiten 1961 wurden im Chor unter dem Verputz Malereien aus dem 15. Jh. entdeckt und freigelegt, auch wurde das farbig gestaltete Glasfenster eingebaut. Eine präzise Beschreibung der Wandmalereien ist nicht möglich. Vermutlich sind an den Wänden die Apostel abgebildet und im Chorgewölbe die vier Evangelisten.
Abb. 16: Apostel Paulus ?
Abb. 17: Apostel Petrus mit dem Schlüssel
Simplicissimus auf dem Turm?
Abb. 18: Fresko von Erwin Krumm
Der 30-jährige Krieg hat auch Denzlingen seine Zerstörungen gebracht. Die Geschichte von Olivier und Simplicissimus ist keine erfreuliche Geschichte. Sie nutzen den Turm als Ausguck und verschwinden nach einer Gräueltat in den Wald. Das Bild in der Grundschule nebenan wirkt dagegen fast romantisch und verdeckt die Schrecken jener Zeit.
Was ist der Bezugspunkt in der Geschichte, dass das Versteck von Olivier auf diesem Kirchturm gewesen sein könnte?
Als im Jahre 1958 die Denzlinger Grundschule umgebaut und erweitert wurde, beauftragte Bgm. Albert Höfflin, den Kunstmaler Erwin Krumm Entwürfe für ein Wandgemälde einzureichen. Thematisch hatte er freie Wahl.
Das Bild (Fresko) zeigt eine Szene aus dem 30jährigen Krieg, wie sie sich auf der Plattform des alten St. Georg-Kirchturms mit der schönen Steinpyramide abgespielt haben könnte. Das Thema entstammt dem Roman von H. J. Chr. von Grimmelshausen „Der abenteuerliche Simplicissimus“; er behandelt bekanntlich das Schicksal eines deutschen Bauernbuben im 30jährigen Krieg und ist der erste deutsche Roman.
Die Szene wird im 17. Kapitel geschildert, – im 6. Buch – und es geht um folgendes: Simplicissimus hatte seinen ehemaligen Feldgenossen Olivier wieder getroffen, der vom Lager der Weimarischen vor Breisach desertiert war und sich als „Merode-Bruder“ (Marodeur), vom Raube lebend, im Breisgau herumtrieb. Auf einem Kirchturm hatte er sich einen Luginsland eingerichtet und hielt dort auch einen Teil seiner Beute versteckt. Hierhin führte er Simplicissimus, der sich dabei mit einem schlechten Gewissen und bußfertigen Gedanken plagte.
Wandteppich „St. Georg“
Der Name „Georg“ als Patrozinium findet sich zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahr 1345. Der Freiburger Bürger Steffan Summerlin verkauft dem Freiburger Bürger Johansen von Rinnovwe Liegenschaften zu Tentzelingen, die mit Abgaben unter anderem an die Georgskirche (sant Gerien kilchow) belastet sind.
Das Patrozinium bezieht sich auf die historische Gestalt des Georg aus Kappadozien und seiner Verehrung als "Heiliger". Er kam als Märtyrer in der Christenverfolgung unter Diokletian um´s Leben. Sein Todestag ist der 23. April 303 n. Chr.. Ausführliche Angaben zu seiner Person sind nicht vorhanden.
Der Mainzer Erzbischof und Reichenaus Abt Hatto I. erhielt 896 vom Papst Formosus in Rom Reliquien, die seitdem in der Georgskirche auf der Insel Reichenau verehrt wurden. Georg zählt zu den vierzehn Nothelfen. Aufgrund des legendären Charakters des Heiligen wurde Georg 1969 von der römisch-katholischen Kirche aus dem „Calendarium Romanum Generale gestrichen, jedoch 1975 wieder eingefügt.
Im „Evangelischen Namenskalender“ ist der Hl. Georg am 23. April erwähnt, am selben Tag wie im „Katholischen „Heiligenkalender“.
Der "Ritter Georg" wird seit dem 12 Jh. als Drachenkämpfer dargestellt, der gegen das Böse kämpft und dabei Gutes tut. Diese Legende (aus „Legenda aurea“) ist die Vorlage für die ikonographische Darstellung auf dem Wandteppich, der sich im Kirchenraum befindet.
Der Wandteppich wurde von der Denzlinger Künstlerin Zoja Elchlepp gestaltet. Seit 2003 hängt dieses Bild in dieser Kirche. Die Tapisseriekunst ART PROTIS ist mit ihrem künstlerischen Schaffen verbunden.
Eine der Geschichten
von Georg als Drachentöter
Der Ritter Georg kam einst in die Stadt Silena in Libyen. Nahe bei der Stadt war ein See, groß wie ein Meer; darin wohnte ein giftiger Drache...
>> Die Geschichte weiter lesen...Er hatte schon oft das ganze Volk in die Flucht getrieben, wenn es gewappnet gegen ihn zog. Dann kam er unter die Mauern der Stadt und verpestete alles mit seinem Gifthauch. Deshalb gaben ihm die Bürger täglich zwei Schafe; und später sogar täglich einen Menschen und ein Schaf. Man warf das Los, welchen Mann oder welche Frau man dem Drachen geben sollte, und niemand vermochte dem zu entrinnen. Als nun schon fast alle Söhne und Töchter der Stadt aufgeopfert waren, fiel das Los auf die einzige Tochter des Königs. Der König wurde traurig und bot all sein Gold und Silber und die Hälfte seines Reiches, wenn man ihm seine Tochter ließe; aber das Volk bedrohte ihn und gewährte ihm noch eine Frist von acht Tagen. Dann musste der König von seiner Tochter Abschied nehmen, und sie machte sich auf zum See.
Da kam Georg eben daher geritten und sah sie weinen. Auf seine Frage, was mit ihr sei, antwortete sie: "Guter Mann, steigt schnell auf euer Ross und flieht, oder ihr werdet mit mir verderben." Aber Georg bestand darauf, dass sie ihm alles erzählte und sagte darauf: "Sei ohne Furcht, ich will dir helfen im Namen Christi."
Da hob der Drache sein Haupt aus dem See. Aber Georg sprang auf sein Ross, machte das Kreuz vor sich und ritt gegen den Drachen, der sich auf ihn stürzte. Er schwang die Lanze mit großer Macht, befahl sich zu Gott und traf den Drachen so schwer, dass er zu Boden stürzte. Dann sprach er zu der Jungfrau: "Nimm deinen Gürtel und wirf ihn dem Lindwurm um den Hals, fürchte nichts!" Sie tat es, und der Drache folgte ihr wie ein zahmes Hündlein. Als sie in die Stadt kamen, ließ der König sich taufen und alles Volk mit ihm. Sankt Georg zog sein Schwert und erschlug den Drachen. Danach küsste er den König und ritt davon.
Die älteste Glocke
Abb. 19: Glocke 1591
Die älteste Glocke im Turm trägt die Jahreszahl 1591. Sie trägt die Inschrift: „Jesus von Nazareth, König der Juden“ und zur weiteren Verzierung sind Heiligenbilder angebracht: Die Mutter Gottes mit Lilie und Krone auf einer Mondsichel im Strahlenkranz, die Heilige Verena mit einer Kanne, die Heilige Katharina mit einem Schwert und halben Rad, der Heilige Theodul mit Mitra, Schwert, Bischofsstab und einer Glocke zu seinen Füßen.
Kann es sein, dass diese Glocke mit Heiligenbildern verziert von der Denzlinger Kirchengemeinde 35 Jahre nach der Einführung der Reformation für einen evangelischen Kirchturm in Auftrag gegeben wurde? Zweifel sind angebracht. Im Jahr 1809 wurde eine Glocke gekauft. Es gibt Belege dafür, dass diese Glocke im Jahr 1809 auf den Turm kam.
Abb. 20: Hl. Katharina
Abb. 21: Hl. Maria im Lichtkranz
Abb. 22: Hl. Theodul mit Mitra
Abb. 23: Hl. Verena mit Kanne
Autoren dieses ArtikelsGregor C. Falk, Hartmut Nübling
Quellen / CopyrightsDenzlingen: Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft,
Heft 32, 2002Dieter Geuenich & Dieter Ohmberger:
Denzlingen, Band 1, 2013Dieter Geuenich & Dieter Ohmberger:
Denzlingen, Band 2, 2009Dieter Geuenich: Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau, 1983Brief an die Evangelische Kirchengemeinde Denzlingen: Arbeitstelle für Treppenforschung, Institut für Scalalogie, Prof. Dr. Ing. Friedrich Mielke, Hünenring 14, 91809 Konstein, 28.08.2000Dr.-Ing. Christian Kayser, Der Turmhelm des Freiburger Münsters Unserer Lieben Frau in Freiburg, Denkmalpflege Baden Württemberg, Arbeitsheft Nr. 27, S. 110 – 119, Dez. 2014Homepage der Ev. Kirchengemeinde Denzlingen:
http://www.ev-denzlingen.de/html/aus_der_geschichte.htmlDie Legende des Sankt Georg
http://www.sfz-noerdlingen.de/sanktgeorg.htmVideo: Patrick Dirr, Medienhaus DenzlingenAbb. 2: Größe d. Kirchenraums 1302, Dieter OhmbergerAbb. 3: So könnte die Kirche ausgesehen haben,
Dieter OhmbergerAbb. 5: Grundriss 1302, Dieter OhmbergerAbb. 6: Grundriss 1756, Dieter OhmbergerAbb. 7: Seitenansicht 1756, Archiv Ev. KirchengemeindeAbb. 8: Turmspitze, Hartmut NüblingAbb. 9: Zeichnung der Pyramide, GA–DE 2 A - 475Abb. 10: Schnittzeichnung des Turms, GA–DE 2 A - 475Abb. 11: Zeichnung der Inschrift, GA–DE 2 A - 475Abb. 12: Blick in die Spiraltreppe, Hartmut NüblingAbb. 13: Innenansicht der Kirche vor 1960, Archiv HuGVAbb. 14: Kirche innen 1983, Hartmut NüblingAbb. 15: Kirche innen heute, Hartmut NüblingAbb. 16: Apostel Paulus?, Hartmut NüblingAbb. 17: Apostel Petrus mit Schlüssel, Hartmut NüblingAbb. 18: Fresko von Erwin Krimm, Hartmut NüblingAbb. 19: Glocke 1591, Hartmut NüblingAbb. 20: Hl. Katharina, Hartmut NüblingAbb. 21: Hl. Maria im Lichtkranz, Hartmut NüblingAbb. 22: Hl. Theodul mit Mitra, Hartmut NüblingAbb. 23: Hl. Verena mit Kanne, Hartmut Nübling
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