Sie befinden sich an der Stelle, an der sich einst eines der acht Denzlinger Mühlräder drehte. Alle Mühlen wurden durch das Wasser des Dorfbachs angetrieben. Diese Energie wurde zum Sägen, Trotten, Dreschen und Schmieden und später auch zur Stromerzeugung genutzt. Heute sind alle alten Mühlräder verschwunden. Aber wo sich einst die Wasserräder drehten, sind an vielen Stellen noch die Wehre und teils auch die Steinquadern im Bachbett zu erkennen, an denen die Wasserräder befestigt waren.
Das Wasser des Dorfbach wurde nicht nur für die Mühlen, sondern auch für die Landwirtschaft und zur Bewässerung der Wiesen benutzt. Deshalb war es wichtig und notwendig, die Zeiten und das Recht zur Wasserentnahme genau zu regeln, damit die Mühlräder nicht mangels Wasser zum Stillstand kamen.
Der Denzlinger Dorfbach
Der Denzlinger Dorfbach ist ein künstlich angelegter Bach, der am Fuß des Südwest-Ausläufers des Einbollen von der aus dem Glottertal kommenden Glotter abzweigt, und dann in relativ geradem Lauf durch den Ort fließt (s. Tafel 8). Wann und auf wessen Veranlassung der Dorfbach angelegt wurde, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Seine Existenz im Mittelalter ist durch die frühesten Erwähnungen von Mühlen im Ort schon für das 14. Jahrhundert gesichert. Er wird in den Schriftquellen und Karten stets als „Dorfbach“ – nicht als Glotter – bezeichnet.
Die Mühlenstandorte
Die ersten Erwähnungen
Im Jahr 1320 verkaufte Niclaus der Ungehúre seinen Hof in Tenzelingen bei der oberen Kirche (St. Georg) an den Freiburger Bürger und Ritter Johannes Malterer. Dabei ist erwähnt, dass zu dem Hof eine Mühle gehörte (heute: Mittlere Mahlmühle / Rocca).
Im Unterdorf ist etwa zur gleichen Zeit eine Mühle erwähnt. Aus dem Urbar des Klosters Adelhausen, das zwischen 1327 und 1342 entstanden ist, erfahren wir, dass zum Adelhauser Hof ze Tenzelingen eine Mühle gehörte: Ein muli lit nahe bi unserm hofe (heute: Untere Mahlmühle / Kerne-Mühle).
Im 17. und 18. Jahrhundert: Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es mindestens drei Mühlen, die jeweils nach ihrem Standort im Ort als Obere, Mittlere und Untere Mühle bezeichnet wurden. Von allen drei Mühlen sind die Wehre heute im Bachbett noch erkennbar.
Bestandsdauer der Mühlen
1. Jahr der Ersterwähnung
2. Name /Standort
3. Ende des Mühlenbetriebs
1320Mittlere Mahlmühleheute: Turbinevor 1342Untere Mahlmühle19501521Obere Mahlmühle19731765Ölmühle / Hanfmühle / Hammerschmiede19391784Sägemühle19571857Dresche der Zehntscheuer19371858Sägemühle / Knochenmühle19201872Obsttrotte / Dresche / Holzsägeca. 1932?1.2.3.
Leistungen der Mühlen
Alle Mühlenstandorte hatten die gleiche Wassermenge zur Verfügung. Im Höchstfall waren dies 700 l/sec. Doch nicht jedes Wasserrad erbrachte die gleiche Leistung. Dies war abhängig vom Durchmesser des Rads und der Breite der Schaufeln. Alle Wasserräder waren unterschlächtig betrieben. Das geringe Gefälle des Dorfbachs ließ kein oberschlächtiges Rad zu.
12345
Die Rechte zur Nutzung des Wassers
Das Wasser des Dorfbaches wurde nicht nur zum Antrieb der Wasserräder benutzt, damit wurden auch die Gärten, Felder und Wiesen bewässert. Dies führte oftmals zu Streitigkeiten zwischen den Müllern und den Bauern. Es gab strenge Vorschriften, die im Wasserrecht geregelt waren, jedoch nicht immer eingehalten wurden. So durften die Mühlen- und Sägewerkbesitzer nur von morgens 6 Uhr bis abends 18 Uhr ihre Wasserräder betreiben. Denn ab 18 Uhr bis morgens 6 Uhr stand den Landwirten das Recht zur Wasserentnahme zur Bewässerung zu. Die Einhaltung dieser Zeiten wurde von einem Wasserhüter beziehungsweise Wasserknecht überwacht. Dennoch kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Wasserradbesitzern und den Landwirten.
Angaben zu den Mühlen (von Ost nach West):
Sägemühle / Knochenmühle
(Hauptstr. 192)
Diese Mühle befand sich am östlichen Rand von Denzlingen. Im Jahr 1858 bekam Wilhelm Legler aus Emmendingen den Betrieb einer Mahlmühle mit zwei Mahlgängen genehmigt. Rudolf Meyer, Leimfabrikant und Knochenmüller verkaufte im Jahr 1890 die Mühle an Herrn Clemens Brückl, der die Leimsiederei bis 1920 in Betrieb hatte. Danach wurde die Wasserkraftanlage abgebaut und die Wassergräben wurden zugeschüttet. Leider ist bisher auch kein Foto aufzufinden gewesen.
Ölmühle / Hanfmühle
(Hauptstraße 178)
Abb. 1: Die Obere Mahlmühle und Bäckerei Giese/Trenkle (Foto um 1900).
Abb 2: Familie Kasper beim Pressen
Abb 3: Zeichnung von Wilhelm Trunk 1948
1765 erhielt Friedrich Kayser die Erlaubnis eine eine Ölmühle zu betreiben. Von 1870 an war die Familie Kasper („s´Ölers“) Besitzer der Mühle. In der Ölmühle wurden Raps (Levat), Leinsamen, Nüsse oder Mohn zu Öl gepresst. Nebenbei wurden Arbeiten in der Flachsverarbeitung ausgeführt. Der Betrieb der Mühle wurde 1939 eingestellt.
Als Denkmal für die ehemalige Ölmühle gestaltete der Bildhauer Helmut Lutz einen Brunnen an der Hauptstraße. Er verwendete dazu die Mühlsteine und gestaltete daneben einen Mann, der einen Sack in die Mühle trägt.
Sägemühle (Burgersäge)
(Hauptstr. 168)
Abb. 4: Die Sägemühle (Foto um 1954)Abb. 5: Zeichnung
Abb. 6: um 1935
Abb. 7: an der Hauptstraße
Abb. 8: Wasserrad
Christian Burger kaufte 1871 die „Dorfsäge“, die schon im Jahr 1784 erwähnt wurde. Er baute die Sägetechnik um. Aus der Klopfsäge wurde ein Hochgang-Gatter mit einem Blatt. Die Säge war jetzt so leistungsfähig, dass die dicksten Baumstämme aus der Umgebung nur in Denzlingen gesägt werden konnten. Die Burgersäge bestimmte an der Hauptstraße das Ortsbild. Die Hauptstraße war an dieser Stelle sehr schmal, zwischen Glotter und Straße war notwendigerweise oberhalb der Säge der Lagerplatz für die zu sägenden Baumstämme. Unterhalb der Säge lagerte das frisch gesägte Holz. Am 5. Juli 1957 brannte die Burgersäge ab und wurde nicht wieder aufgebaut.
Obere Mahlmühle
(Hauptstr. 46)
Abb. 9: Obere Mahlmühle und Bäckerei Giese/Trenkle, um 1900Abb. 10: Postkarte von 1919 mit Leopold Giese, Familie und Belegschaft
Die Obere Mühle wurde im Jahr 1521 zum ersten Mal erwähnt. Zur ersten Anlage dieser Mahlmühle gehörte ein unterschlächtiges Wasserrad mit 5 m Durchmesser. Ab dem Jahr 1668 wurde die Mühle von der Familie Gyßin (später Giese) als Getreidemühle betrieben. In der 2. Hälfte des 19. Jh. wurde die Mühle um eine Bäckerei erweitert. Ab 1907 wurde eine Francis-Zwillingsturbine zur Stromerzeugung eingebaut. Die Mühle wurde nach dem Prinzip der Kundenmühle betrieben. Die Landwirte lieferten das Korn zum Mahlen ab und bekamen dafür eine Gutschrift. Im Jahr 1973 wurde der Mühlenbetrieb aufgegeben. Das Gebäude wurde zu einem Café umgebaut.
Mittlere Mahlmühle
(Hauptstr. 134)
Abb. 11
1320 wurde beim Ungehúren Hof eine Mühle erwähnt. Matthias Meier ersetzte 1857 das unterschlächtige Wasserrad durch ein oberschlächtiges. Die Mühle besaß zwei Mahlgänge. Nachfolger auf dieser Mühle war zuerst Müller Hausert und dann die Wollweberei E. Marx und Sohn. Im Jahr 1911 kaufte Otto Möllinger, Zigarrenfabrikant, das Areal. Er bekam 1912 vom Bezirksrat Emmendingen die Erlaubnis, eine Turbine einbauen lassen, mit der der erste Strom in Denzlingen erzeugt wurde. Das Wassernutzungsrecht besteht heute noch.
Obsttrotte / Dresche / Holzsäge
(Hauptstr. 116)
Abb. 12: Postkarte (Ausschnitt)Abb. 13: Zeichnung von Otto Raupp
Andreas Schillinger bekam 1870 eine Trauben- und Obstmühle genehmigt, zwei Jahre später dazu den Betrieb einer Säge. 1922 ist sein Schwiegersohn, der Ratsschreiber Friedrich Rappold, als Berechtigter zum Betreiben der Mühle eingetragen. Die renovierungsbedürftige Anlage, Wasserrad und Staustufe wurde in der 30er Jahren abgebaut.
Dresche der Zehntscheuer
(Hauptstr. 106)
1857 beantragte Christian Nübling die Errichtung einer Dreschmaschine mit Wasserkraftantrieb auf seinem Hofgut. Eine Besonderheit hatte diese Wasserkraftanlage im Unterschied zu anderen Anlagen in Denzlingen. Das Wasserrad befand sich auf der Südseite des Dorfbachs an der Hauswand. Die Scheune (Zehntscheuer), in der die Dreschmaschine stand, war auf der nördlichen Seite der Straße. Die Antriebswelle verlief in einer Röhre unterirdisch unter der Straße hindurch in die Scheune. Der Betrieb der Dreschmaschine wurde 1937 eingestellt und das Wasserrad abgebaut.
Untere Mahlmühle
(Hauptstr. 52)
Abb. 14: “Kerne Mühle“ mit dem Müller Otto Kern (Foto um 1950).Abb 15: Wohnhaus Kerne Mühle
Zum Adelhauser Hof gehörte schon vor 1342 eine Mühle. Seit 1908 betrieb Otto Wilhelm Kern die Mühle mit zwei Mahlgängen und einer Putzerei. Die „Kerne-Mühle“ war eine Kundenmühle. Der Müller mahlte auf Bestellung. Gemahlen wurde Weißmehl. Viehfutter wurde geschrotet und Obst für den Most gerätscht und gepresst. Der Betrieb wurde schon im Jahr 1950 eingestellt, das Mahlwerk und das Mühlrad wurden 1962 abgebaut und das Haus 1968 abgerissen.
Autoren dieses ArtikelsDieter Geuenich, Hartmut Nübling,
Dieter Ohmberger
Quellen / CopyrightsDie Adelhauser Urbare von 1327 und 1423, hg. von Norbert Ohler (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 18) (Freiburg 1988),
S. 200 f.Dieter Geuenich – Dieter Ohmberger, Denzlingen,
Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1648-1948), S. 241-252.Denzlingen, Vergangenheit – Gegenwart - Zukunft;
Heft 22/23, 1995Abbildungen 1- 15:
Fotoarchiv des Heimat- und Geschichtsvereins Denzlingen
Für alle Geocacher
Display 17.1:
N 48° 03' 55.4”
E 007° 53' 20.8”
Display 12.1:
N 48° 03' 53.1”
E 007° 53' 30.6”
Display 15:
N 48° 03’ 57.1”
E 007° 53’ 14.2”
---
Display 17.2:
N 48° 03' 58.9”
E 007° 53' 08.8”
Display 15:
N 48° 03’ 57.1”
E 007° 53’ 14.2”
Display 18:
N 48° 03' 59.5”
E 007° 53' 02.0”
---
Display 17.3
N 48° 04' 11.8”
E 007° 52' 21.1”
Display 12.2:
N 48° 04' 15.5”
E 007° 52' 11.4”
Display 23
N 48° 04' 10.0”
E 007° 52' 29.8”