Viele Menschen können sich heute nicht mehr vorstellen, dass man vor etwas mehr als hundert Jahren das Trinkwasser im Hof aus einem Brunnen schöpfen musste. Im Alltag denkt kaum jemand darüber nach, welchen Weg das Wasser von den Quellen zum Wasserhahn zurücklegen muss und wie es gelingt, dass wir jederzeit sauberes Wasser im Haus zur Verfügung haben.
Entsprechend groß war die Freude in Denzlingen, als im Jahre 1911 eine zentrale Wasserversorgung fertiggestellt wurde. Auf dem Platz zwischen dem Schulgebäude, der evangelischen Georgskirche und dem Alten Rathaus wurde ein prächtiges Denkmal errichtet, aus dem ständig Wasser sprudelte.
Im selben Jahr 1911 wurde hier am Westabhang des Brestenbergs in einem Hochbehälter ein Wasserreservoir angelegt. Durch das natürliche Gefälle konnte das Wasser von dort über Wasserleitungen in die Haushalte gelangen.
Erst später war es möglich, elektrisch betriebene Pumpen einzusetzen.
Die zentrale Wasserversorgung 1911
Ursprünglich musste jede Familie in Denzlingen selbst für ihren Wasserbedarf zu sorgen. Die meisten Bauernhöfe hatten deshalb einen Tiefbrunnen beim Haus, aus dem sie das Wasser für Mensch und Vieh schöpften. Ein solcher Tiefbrunnen ist beispielsweise vor dem „Gaus-Haus“ erhalten geblieben.
Diese Tiefbrunnen, die aus dem Grundwasser gespeist wurden, konnten allerdings Probleme bereiten: Im Sommer drohten sie bei Senkung des Grundwasserspiegels auszutrocknen, und im Winter konnten sie zufrieren. Nur erfahrene Bauern verstanden es, ihren Brunnen immer betriebsbereit zu halten.
Die Stadt Freiburg besaß bereits seit 1872-76 und Emmendingen seit 1892 eine zentrale Wasserleitung. Im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden kam Denzlingen im Jahr 1911 relativ früh zu einer kommunalen Wasserversorgung. Denn hier hatte man sich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken an den Bau einer eigenen Wasserleitung beschäftigt.
1903 beriet der Gemeinderat erstmals über eine zentrale Wasserversorgung. Im Rahmen einer Ortsbereisung im Jahr 1904 wurde vermerkt, dass der Denzlinger Gemeinderat es für wünschenswert erachte, einen diesbezüglichen Antrag bei der Großherzoglichen Kultur-Inspektion in Freiburg zu stellen. Das dazu erforderliche Quellengebiet glaubte man, zunächst hinter Heuweiler, unterhalb des Flissert, und schließlich in den Aigimatten, zwischen Einbollen und Glotter, gefunden zu haben. 1908 stimmten Gemeinderat und Bürgerausschuss der Anlage von Tiefbrunnen in diesen Gebieten zu, um dadurch die Frage zu klären, ob und inwieweit diese für die Wasserversorgung des Dorfes tauglich wären.
Bis zur Realisierung wäre aber vermutlich noch einige Zeit vergangen, wenn sich nicht eine Katastrophe ereignet hätte: In Denzlingen und Freiburg brach im Jahr 1910 eine Typhus-Epidemie aus. Als Ursache wurde verseuchte Milch eines Denzlinger Bauern ermittelt. Rasch stellte man fest, dass das Wasser aus dem Brunnen dieses Bauern verseucht und für die Epidemie verantwortlich war. Der Brunnen lag nämlich, wie sich herausstellte, in der Nähe eines Misthaufens und war durch die Gülle verunreinigt worden. Daraufhin übte der Staat Druck auf die Gemeinde aus, sobald wie möglich eine kommunale Wasserleitung zu bauen.
Am 31. Januar 1911 beschloss der Bürgerausschuss einstimmig die Anlage der Wasserleitung und zugleich den Bau eines Hochbehälters auf dem Brestenberg (siehe
Abb. 1), in dem das Wasser gespeichert werden sollte, bevor es von dort in die einzelnen Haushalte gelangte. Noch im selben Jahr begannen die Arbeiten, die schon im Spätjahr 1911 abgeschlossen werden konnten. 130.000 Mark musste die Gemeinde dazu als Kredit aufnehmen, den man durch den Wasserzins zu finanzieren gedachte.
Abb. 1: Das 1911 erbaute Wasserreservoir auf der Westseite des Brestenbergs.
Als dann im Spätjahr 1911 in den meisten Wohnhäusern Wasserleitungen verlegt waren, denen man bei Bedarf frisches Quellwasser entnehmen konnte, wurde dies in Denzlingen verständlicherweise als ein großer Fortschritt empfunden. Noch heute wirkt es erstaunlich, dass das Wasser von den Quellen am Fuße des Einbollen ohne Pumpwerke in den Hochbehälter auf dem Brestenberg fließt. Denn Strom zur Betreibung eines Pumpwerks gab es zu dieser Zeit in Denzlingen noch nicht. Die erwähnten Quellen liegen auf einer Höhe von 262 m/ü.M. und der Hochbehälter auf dem Brestenberg auf 253 m/ü.M., also 9 Meter tiefer als die Quellen. So konnte das Wasser allein in Folge des Gefälles in den Hochbehälter gelangen
Erst 1929 baute man nördlich des Brestenbergs, wo heute die Berliner Straße verläuft, eine zusätzliche Quellfassung mit einer elektrischen Pumpstation.
Bis 1960/61 wurden die örtlichen Haushalte aus diesen Quellen versorgt. Bekanntlich stieg zu dieser Zeit die Einwohnerzahl und damit die Zahl der zu versorgenden Wohnungen, so dass die Kapazität der bisherigen Quellen nicht mehr ausreichte. Bürgermeister Albert Höfflin (1954-1972) ergriff 1959 die Initiative zur Gründung des Wasserversorgungsverbands Mauracher Berg, dem heute Denzlingen, Vörstetten, Reute, Emmendingen, Glottertal, Waldkirch und Heuweiler angehören. Jährlich liefert der Verband rund 1,6 bis 1,9 Millionen Kubikmeter Trinkwasser an die Verbandsgemeinden, die das Wasser an den sogenannten Übergabestellen in das örtliche Versorgungsnetz übernehmen.
Das Brunnen- und Kriegerdenkmal am Rathaus
Anlässlich der Fertigstellung der kommunalen Wasserversorgung beschloss der Gemeinderat im Jahr 1912 den Bau eines Brunnendenkmals auf dem Platz zwischen dem Rathaus, der Schule und der ev. Georgskirche. „Im Namen der Bevölkerung“ forderte der Denzlinger Reservisten- und Landwehrverband zugleich ein Kriegerdenkmal, das – nicht von ungefähr unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – an den „ruhmreichen Feldzug 1879-1871 gegen Frankreich“ erinnern sollte. Man einigte sich auf eine Verknüpfung der beiden Anliegen und beauftragte am 23. Januar 1913 den Waldkircher Bildhauer Kochendörfer mit der Herstellung eines Brunnens mit Kriegerdenkmal.
Abb. 2: Bau des Brunnen- und Kriegerdenkmals im Jahre 1913.
Abb. 3: Der Vorplatz vor der ev. Kirche St. Georg: Links das Schulgebäude, rechts das Pfarrhaus, im Vordergrund das Brunnen- und Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den „ruhmreichen Feldzug 1870-1871 gegen Frankreich“. Der Platz wurde in der NS-Zeit nach dem Gauleiter Robert Wagner (1895-1946) benannt (s. auch Abb. 4).
Abb. 4: Kundgebung am Brunnen- und Kriegerdenkmal in den 1930er Jahren (Blick vom Pfarrhaus aus).
Abb. 5: Die Tafeln mit den Namen der 42 Teilnehmer, die „am ruhmreichen Feldzug 1871-1872 gegen Frankreich“ teilgenommen haben, befinden sich heute rechts vor der Friedhofshalle.
Oben auf einer vierkantigen Säule „schwebte“ ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf einer Kugel. Darunter war auf der der Hauptstraße zugewandten Seite die Büste des Großherzogs Friedrich I. von Baden (1856-1907) zu sehen; auf den drei anderen Seiten hatte man Tafeln mit den Namen der insgesamt 42 Denzlinger „Krieger“ angebracht, die „am ruhmreichen Feldzug 1870-1871 gegen Frankreich“ teilgenommen hatten.
Am 17. August 1913 wurde das Denkmal unter Teilnahme der Denzlinger Vereine und der Bevölkerung eingeweiht. Das stattliche, aus einem Blumenbeet herausragende Denkmal gab dem mit Linden bestandenen Kirchplatz ein Zentrum und bot eine ideale Kulisse für Versammlungen und Kundgebungen. Der Brunnentrog (ohne den Säulenaufsatz) ist heute zwischen der Friedhofsmauer und dem Schulhof der Otto Raupp-Schule zu sehen; die drei Gedenktafeln sind an der Friedhofshalle angebracht, und der Adler befindet sich im Magazin des Bauhofs.
Auch nach dem Ersten Weltkrieg verlor der Kirchplatz mit dem Brunnen-/Kriegerdenkmal nichts von seiner Anziehungskraft, auch nicht, als er zu Ehren des NS-Gauleiters Robert Wagner (1895-1946) umbenannt und zu Aufmärschen genutzt wurde. Ein Zeitungsbericht schwärmte damals: „Bei öffentlichen Kundgebungen ist zu solchen der Robert-Wagner-Platz wie ausdrücklich geschaffen. Wenn die politischen Formationen aufmarschieren und rings um das Denkmal Aufstellung nehmen, bietet dies jeweils ein außerordentlich wirksames Bild. Die Stimme der Redner und Sänger kann sich wie in einem akustischen Saale ungehindert entfalten, jedes Wort ist bis ans äußerste Ende des Platzes leicht verständlich. So ist alles vorhanden, was auch einem gesteigerten Bedürfnis genügt.“
Die Wasserversorgung heute
Das Wassernetz um Denzlingen
Autoren dieses ArtikelsDieter Geuenich, Dieter Ohmberger
Quellen / CopyrightsDieter Geuenich, Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau (Freiburg 1983), S. 143-145 und 199 f.Dieter Geuenich – Dieter Ohmberger, Denzlingen, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1648-1948) (Denzlingen 2009), S. 95-99.
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