Bereits in römischer Zeit wurde am Mauracher Hof in Denzlingen Eisenerz verarbeitet. Möglicherweise stammt das Erz vom Einbollen. Denn dort gibt es mehrere Eisenerzvorkommen. Neun sogenannte „Pingenzüge“ sind über den Berg verteilt aufzufinden. Sie geben Aufschluss darüber, dass früher umfangreicher Bergbau stattfand. Der Stolleneingang, vor welchem wir stehen, führt ca. 40 m in den Berg hinein (siehe Foto) und endet dann. Vielleicht sollte er auch die oberen Bergwerke im Suggental entwässern, wurde aber vorzeitig aufgegeben.
Als „Stollen“ bezeichnet man im Bergbau einen waagerecht in den Berg gegrabenen Grubenbau, der Zugang zu „Untertage“ und zu den dort vermuteten Lagerstätten wertvoller Bodenschätze bietet. Sie stehen vor dem Eingang zu einem solchen Stollen, der sich auf Denzlinger Gemarkung befindet. Wann und zu welchem konkreten Zweck er gegraben wurde, lässt sich nicht mehr sicher feststellen. Da dieser Teil des Einbollen eisenführend ist, dürfte er zum Zweck des Abbaus eines dort nachweisbaren Erzgangs in den Berg gegraben worden sein. Eisenerz wurde im Suggental und wohl auch am Einbollen besonders in der Zeit von der Mitte des 16. bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts abgebaut.
Weiter oberhalb des Stolleneingangs befinden sich, wie die Karte zeigt, zahlreiche „Pingenzüge“. „Pingen“ sind trichterförmige Einbrüche über Hohlräumen, die durch den Bergbau entstanden sind. Sie können auch durch Probegrabungen an Stellen entstanden sein, wo man Erzvorkommen vermutete. Jedenfalls sind die ungewöhnlich zahlreichen Pingen auf dem Einbollen Folgen der intensiven Suche nach Erz.
Zur Geschichte des Bergbaus
im Suggental, in Denzlingen
und im Glottertal
Über einen möglichen Beginn des Suggentäler, Denzlinger und Glottertäler Bergbaus in römischer Zeit (2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) besitzen wir nur indirekte Zeugnisse. Die am Mauracher Hof in Denzlingen in den Jahren 1972-1974 gefundenen Reste römischer Eisenverhüttungsöfen, Schlackenhalden und Hinweise auf die Verhüttung bleihaltiger Erze machen es jedoch wahrscheinlich, dass man die Lagerstätten im Einzugsgebiet von Suggenbach und Glotter bereits zur Römerzeit kannte. Es ist gut möglich, dass sich der nachfolgende Bergbau in den ehemals von Römern kontrollierten Gebieten an diesen alten Bergbauspuren orientierte. Eisenerze wurden nachweislich um 400 n.Chr. am Einbollen zwischen Denzlingen und Suggental abgebaut. Auch in Vörstetten wurden Eisenerze zur Alemannenzeit verhüttet. Eisenerzbergbau wurde auch am Vogelsanghof im Suggental und am Wisserhof im Glottertal bereits im 13. Jahrhundert untertage betrieben. Das Alter der Pingenzüge auf dem Einbollen ist noch nicht mit Sicherheit bestimmt worden.
Was sind „Pingen“?
„Pingen“ sind die Folge von trichterförmigen Einbrüchen der Erdschichten über bergmännischen Hohlräumen, also z.B. über Schächten und Stollen. Wenn man so will, stellen Pingen Bergschäden dar. Sie können je nach Größe der darunterliegenden Hohlräume beträchtliche Dimensionen erreichen. Auch Probeschürfe und Verhaue auf vermeintliche Erzausbisse können als Pingen-ähnliche Vertiefungen morphologisch sichtbar werden. (Unter Erzausbissen versteht man den an der Erdoberfläche sichtbaren Teil einer Erzlagerstätte).
Eines der reichsten Silbererzreviere im Breisgau
Im Hochmittelalter waren die Erschließung des Schwarzwaldes und der kulturelle und wirtschaftliche Aufstieg seiner regionalen Zentren unmittelbar mit den Leistungen des Bergbaus in dieser Zeit verbunden. Mit der wachsenden Bedeutung des Silbers für die Geldwirtschaft gewannen Aufsuche, Abbau, Verhüttung und Verarbeitung des edlen Metalls immer mehr an Bedeutung. Auf der Suche nach dem Silbererz drangen die sogenannten Prospektoren bis in entlegene Täler vor.
In Suggental, Bleibach, Siensbach und Niederwinden sowie im Glottertal wurden Vorkommen der begehrten Silbererze und anderer metallischer Rohstoffe entdeckt und abgebaut. Die Entwicklung Waldkirchs, das im Jahr 1300 durch die Herren von Schwarzenberg sein Stadtrecht erhielt, wird maßgeblich durch den Bergbau gefördert worden sein. Die auf dem schwarzenbergischen Herrschaftsgebiet gelegenen Silbergruben des Suggentals mit ihren zahlreichen Schächten und Stollen waren sehr bedeutend. Zusammen mit den benachbarten Bergwerken im Glottertal bildeten sie offensichtlich eines der reichsten Reviere im Breisgau. Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1284, als der Graf von Freiburg, Egino II, einem Zusammenschluss von wohlhabenden Freiburger Bürgern die Erlaubnis erteilt, einen Wasserkanal vom Kandel hinab bis zu den Bergwerken des Suggentals und des Eichbergs zu erbauen, um sie mit Wasserkraft zu versorgen.
Etwa 22 km lang, meist 0,5 m breit und 0,5 m tief war dieser auch Urgraben genannte Hangkanal, der eine große technische Leistung und ein einzigartiges Montandenkmal darstellt. Mit dem Wasser wurden Wasserräder angetrieben, die als sogenannte Wasserkünste bei der Entwässerung der Gruben eingesetzt wurden. Jeweils modifiziert halfen sie auch bei der Zerkleinerung und Mahlung des Erzes und beim Betrieb der Blasebälge für die Schmelzöfen.
Der Suggentäler Bergbau ging aber bereits wenige Jahre nach der Fertigstellung des Kanals durch ein Unwetter unter, und mindestens 150 Bergleute wurden in den Tod gerissen. Auch der Bergwerksort wurde zerstört. Vermutlich haben ein Bergrutsch oder Schlammlawinen die Schachtanlagen der Grube verschüttet. Im Glottertal kam der Silbererzbergbau wenig später durch kriegerische Ereignisse zum Erliegen. Die Bergleutesiedlung befand sich in Oberglottertal rund um die heutige Gaststätte „Sonne“ in der Nähe des Bergwerks am Eichberg sowie südlich der Glotter auf dem Glotterrain und im Dörfle.
Der Eisenerzabbau
Im 16. Und 17. Jahrhundert ging im Suggental und wohl auch auf dem Einbollen, der sich auf der Gemarkung der Gemeinde Denzlingen befindet, Eisenerzabbau um. Auch der Stollen, vor dem Sie stehen, dürfte auf einen eisenführenden Erzgang angesetzt sein. Denzlingen gehörte zu dieser Zeit zur Markgrafschaft Baden. Die Position des Einbollens direkt an der Grenzlinie zwischen Badisch-Durlachischem Gebiet und Vorderösterreich führte immer wieder zu ernsthaften Streitigkeiten zwischen den Denzlingern und den habsburgischen Bergleuten. Jeder beanspruchte die Abbaurechte für sich. Die Schmelzhütte für das Eisen befand sich zuerst im Suggental und später in Simonswald und wurde 1681 nach Kollnau verlegt.
Für die österreichischen Vorlande wurde in Freiburg 1783 eine „K.K. Kammer in Münz- und Bergwesen“ eingerichtet. Mehrfach kamen nach und nach Bergbausachverständige in den Schwarzwald, um die alten Gruben zu untersuchen. Sie besuchten auch das Suggental, und so erfahren wir, dass der Suggentäler Silberbergbau ab 1776 wieder zu neuem Leben erweckt worden war. Die Gruben wurden teilweise vom Schutt der Jahrhunderte geräumt und erweitert, und es folgte zwischen 1776 und 1789 eine kurze und nur mäßig erfolgreiche Phase der Silbererzförderung. Auch Eisenerz wurde im 18. Jahrhundert wieder gewonnen.
Schwerspat-Gewinnung
Als man die industriellen Nutzungsmöglichkeiten von Schwerspat erkannte, den die „Alten“ noch als nicht brauchbar auf Halde geworfen hatten, erlebte das Revier am Ende des 19. Jahrhunderts noch ein letztes Mal eine kleine Blüte. Zuletzt wurde in den 1930er Jahren Schwerspat gefördert.
Was ist Schwerspat??
Schwerspat oder Baryt (Bariumsulfat) entwickelt meist tafelige bis prismatische Kristalle, aber auch, wie im Suggental, massige Mineral-Aggregate, die in reiner Form farblos oder weiß sind, durch Fremdbeimengungen aber auch viele andere Farben annehmen können. Schwerspat ist heute ein wichtiger industrieller Rohstoff.
Das Silberbergwerk im Suggental 1986-2016
Seit 1938 ruht der Bergbau in Suggental. Im Jahr 1986 gründete sich die Bergbauforschungsgruppe Suggental und machte sich auf, die alten Grubengebäude zu erforschen, freizulegen, zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 2009 firmiert die Forschungsgruppe als gemeinnütziger Verein „Silberbergwerk Suggental e.V.“, und die Stadt Waldkirch ist Träger der Grube.
Unter www.silberbergwerk-suggental.com kann man sich für eine Führung untertage anmelden. Die kleine Führung durch den St. Anna-Stollen ist für alle Altersklassen geeignet. Sie führt 56 m ebenerdig in den Berg hinein und dauert etwa eine halbe Stunde. Die große Führung im St. Josephi Tiefstollen dauert zweieinhalb Stunden, verlangt strapazierbare Kleidung und ist ein rechtes Abenteuer. Im Jahr 2018 wurde der Bergbauwanderweg „Silbersteig“ im Suggental eröffnet, auf dem der Wanderer die vielfältigen Spuren, die der Bergbau im Gelände hinterlassen hat, erkunden kann. Ein Link zur Beschreibung der Rundwege des Silbersteigs mit Streckenlänge, Höhenmetern und Sehenswürdigkeiten findet sich auf der Homepage des Vereins.
Bergbauwanderweg Silbersteig Suggental
(Download als PDF)
Informationen zu Geologie
und Vererzungen
Die bedeutendsten Erzgänge folgen der Richtung des von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Südrands der sogenannten Kandelscholle, der vermutlich durch das Glottertal nachgezeichnet wird. Der wichtigste Erzgang im Gebiet von Suggenbach und Glotter läßt sich mit Unterbrechungen von Nordwesten nach Südosten vom Suggenbad über den Bürliadamshof bis hinauf zum Luser und schließlich hinunter zur Badquelle in Oberglottertal auf einer Länge von etwa 3,5 Kilometern verfolgen. Westlich vom Glotterbad befindet sich ein Nordnordost-Südsüdwest streichender Erzgang, der über die Glotter bis zum Kappenbühl reicht. Dieser meist 1 bis 2 m mächtige Hauptgang kann im Suggentaler Besucher-Bergwerk unmittelbar in Augenschein genommen werden. Untertage finden sich Gangmächtigkeiten von bis zu 6 m.
Vielfältige Spuren des Bergbaus finden sich auch in Glottertal, jedoch sind die meisten Stollen verfallen und nicht mehr zugänglich. Eichberg/Glotterbad und Kappenbühl sind die beiden großen Bergbaureviere im Glottertal. Daneben gibt es noch mehrere kleine Abbaugebiete wie den Bereich des Wisserhofs, des Schloßdobels, des Einbollens und des Föhrentals. Kleinere Gänge unterschiedlicher Streichrichtung mit Limonit finden sich auch auf Denzlinger Gemarkung am Einbollen.
Was ist Limonit?
Unter Limonit – auch Brauneisenerz genannt – versteht man ein wasserhaltiges Gemisch von Eisenoxiden und hydratisierten Eisenoxiden von gelbbrauner bis schwarzbrauner Farbe . Auch Rost besteht aus einem solchen Mineralgemisch.
Die Verwendung des Silbers
Die Hauptmenge des hergestellten Silbers wurde im Mittelalter zur Münzprägung verwendet. Für Schmuck, Haushaltsutensilien und religiöse Gegenstände wurde nur ein kleiner Teil des Silbers verbraucht. Für die überall neu entstehenden Märkte und Städte und die damit aufkommenden florierenden Handelsbeziehungen wurden große Mengen an Silberwährung benötigt, welche den Warenhandel auch über große Entfernungen ermöglichte. Hierbei spielte der Pfennig mit seinen mannigfaltigen Spielarten die größte Rolle. Aus dem erschmolzenen Silberbarren wurde durch Hämmern ein dünnes Blech hergestellt, und aus diesem vierzipflige bis quadratische Stücke von 1 bis 1,5 cm Kantenlänge ausgeschnitten. Diese Rohlinge wurden mithilfe eines einseitigen Prägestempels mit einem kräftigen Hammerschlag geprägt. Diese Form der Münzprägung ermöglichte die schnelle Massenfertigung von Pfennigen mit sehr wenig Silber (ca. 0,3 bis 0,60 g pro Pfennig je nach Münze). So wurde auch für die einfachen Bevölkerungsschichten das Bezahlen von Waren und Dienstleistungen ermöglicht.
Für den Stellenwert des heimischen Silberbergbaus ist es wichtig zu verstehen, welche Kaufkraft das Silber im Mittelalter besaß. Schätzungen können nur grob und vereinfachend sein. Anfang des 14. Jahrhunderts war ein Huhn für 2 (Silber-)Pfennige zu haben, 60 Eier kosteten 6 Pfennige, ein 500 g schweres Brot etwa 1 Pfennig. Grob überschlagen ergibt dies eine Kaufkraft von rund 2,5 € für einen 0,4 g schweren Silberpfennig. 1 kg Silber wären also im Hochmittelalter ca. 6.250 € wert gewesen. Der heutige Preis (Januar 2019) für ein Kilo Silber liegt bei 438 €. Dies bezeugt die enorme Kaufkraft des Silbers im Mittelalter und zeigt auch, wie lohnend der Bergbau war.
Spuren von Erzaufbereitung
und Verhüttung
Hochmittelalterliche Erzaufbereitungs- und Verhüttungsplätze sind im Suggental bisher nicht gefunden worden. Einzelfunde von Schlacken in Brandschichten und vereinzelte kleine Schlackenkörner im Bachsediment lassen zumindest auf kleinere Probeschmelzungen schließen. Ein Erzmahlstein wurde beim Oberen Adamshof gefunden. Ausgedehnte Verhüttungsplätze mit mehreren 100 Tonnen Schlackenmaterial finden sich jedoch im angrenzenden Glottertal im Gewann Schweizermatten und bei Denzlingen. Allein entlang der Glotter wurden zahlreiche Erzmahlsteine gefunden und 10-13 Hüttenwerke aus dem 13. und 14. Jahrhundert nachgewiesen.
Durch die Enge des Tals und die intensive Besiedelung als Folge der regen bergbaulichen Tätigkeit dürfte eine größere Verhüttungstätigkeit im Suggental schon im Mittelalter aufgrund der Giftigkeit der entstehenden Dämpfe kaum auf Gegenliebe gestoßen sein. Es kann daher vermutet werden, dass die Suggentäler Erze aus dem Tal herausgeschafft und in der Nähe zentral verhüttet wurden. Da beim Grubenausbau, beim Feuersetzen und beim Hausbau Holz und vor allem zum Schmelzen des Erzes große Mengen an Holzkohle gebraucht wurden, ist davon auszugehen, dass die Wälder des Suggentals und des Glottertals in der damaligen Zeit weitgehend abgeholzt worden sind. Köhlerfamilien siedelten sich an, und die zur Holzkohleerzeugung errichteten Kohlenmeiler gehörten zum typischen Erscheinungsbild eines mittelalterlichen Bergbaureviers. Schließlich musste Holz aus dem Mooswald bei Freiburg dazu gekauft werden.
Spurensuchen Exkursion
Autor dieses ArtikelsWolf-Dietrich Bock, unter Mitarbeit von Dieter Geuenich und Andreas Mack
Quellen / CopyrightsBergbau im Glottertal. Beiträge zur 900-Jahrfeier der Gemeinde Glottertal, hg. vom Arbeitskreis Glottertäler Ortsgeschichte, mit Beiträgen von Andreas Haasis-Berner, Dieter Geuenich, Bernhard Hoch, Klaus Schneider und K. Strecker (Freiburg 2012).Andreas Haasis-Berner, „Gold und Silber lieb‘ ich sehr“. Die Geschichte des Bergbaus rund um den Kandel (Elz-, Glotter-, Simonswälder- und Brettenbachtal). Waldkircher Heimatbrief, 169, 1998, S. 1-14.Das Silberbergwerk im Suggental 1986-2016, hg. vom Silberbergwerk Suggental e.V. mit Illustrationen/Fotos von Berthold Fuchs, Peter Geerdts, Andreas Mack, Horst Schätzle (Sexau 2016).Wolfgang Werner – Volker Dennert, Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald. Ein Führer unter besonderer Berücksichtigung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke, mit Beiträgen von Uwe Meyerdirks und Wilhelm Tegel (Freiburg 2004).
Fotos/AbbildungenBergbauspurenkarte Suggental/Glottertal
(Peter Geerdts)Wanderweg Silbersteig (Outdooractive Kartografie, Geoinformationen © Outdooractive, © GeoBasis-DE / BKG 2019)Urgraben-Urkunde (Generallandesarchiv Karlsruhe, Signatur: 21 Nr. 3010)Untertage-Fotos (Patrick Dirr, Berthold Fuchs)Pingen auf dem Einbollen (Dieter Ohmberger)
Für alle Geocacher
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