Sie befinden sich vor dem Eingang zur Kirche Sankt Michael, der ältesten Denzlinger Pfarrkirche. Sie ist im dreizehnten Jahrhundert erstmals urkundlich bezeugt. Die Anfänge der Kirche können aber weiter zurückreichen.
Der markante Turm, der jetzt rechts neben der Kirche steht, wurde zum Wahrzeichen des Ortes. Seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bauen auf der Turmspitze Störche ihr Nest und ziehen darin ihre Jungen auf.
Ursprünglich hat der Turm einmal im Osten der Kirche gestanden. Dort sind die Fundamente noch erkennbar. Damals öffnete sich das Langhaus zu einem Chorraum, der das unterste Stockwerk des Turmes bildete. Erst vermutlich im 16. Jahrhundert, als die Kirche ihre Funktion als Gotteshaus verloren hatte, ist der Turm im Süden an das Langhaus angebaut worden.
St. Michael –
die älteste Denzlinger Pfarrkirche
Die früheste Erwähnung einer Kirche in Denzlingen ist im Liber decimationis pro Papa überliefert, einem Abgabenverzeichnis, das im Jahre 1275 aufgezeichnet wurde und heute im Erzbischöflichen Archiv in Freiburg liegt. Darin ist vermerkt, dass der Pfarrer von St. Michael in Denzlingen (plebanus sancti Michahelis in Tenzelingen) Einkünfte in Höhe von 10 Mark hat, von denen er der Diözeze Konstanz den Zehnten (1 Mark) entrichten muss. Dass St. Michael zu dieser Zeit die Denzlinger Pfarrkirche (ecclesia parrochialis in Tenzelingen) war, ergibt sich eindeutig aus einem Ablassbrief von 1290. Ihm folgte 1300 ein weiterer Ablassbrief, der mit den Siegeln von zehn Bischöfen in Rom ausgefertigt wurde.
Abb. 1: Im ersten „Heligen Jahr“ (1300) ist diese Urkunde in Rom von drei Erzbischöfen und sieben Bischöfen für die Denzlinger Michaelskirche ausgestellt und mit den anhängenden Siegeln beglaubigt worden.
Wie lange vor 1275 die Kirche bereits bestanden und wer sie erbaut hat, lässt sich nicht sicher ermitteln. Wenn sie nicht bereits zur Zeit der Zugehörigkeit Denzlingens zum Kloster Einsiedeln (984) errichtet worden ist, kommt am ehesten das Margarethenstift in Waldkirch in Frage, das während des gesamten Mittelalters für die Denzlinger Pfarrkirche (mit-)verantwortlich war. Noch im Jahre 1444 galt die Denzlinger Pfarrkirche als Filialkirche von St. Peter in Waldkirch.
Über das Alter des Kirchenschiffs lässt sich ohne archäologische Untersuchungen wenig sagen. Die Mauern des Langhauses dürften aber im Wesentlichen unverändert geblieben sein. Lediglich die Ostwand, die heute Zellers Auferstehung Christi zeigt, ist nachträglich eingefügt worden.Ursprünglich begann dort nämlich – wie in der Georgskirche und der Severinskirche – der Altarraum, über dem sich ein Chorturm erhob.
Abb. 2: Modell der Kirche St. Michael mit dem heutigen Turm vor der Südseite und mit dem ursprünglichen Kirchturm.
Die heute noch vorhandenen massiven Fundamente im Osten der Kirche lassen den Schluß zu, dass der ursprüngliche Turm eingestürzt ist oder – aus welchen Gründen auch immer – abgetragen wurde. Der Vergleich der Fundamentmaße mit den Maßen des heute an der Südseite der Kirche befindlichen „Storchenturms“ lässt vermuten, dass der eingestürzte Turm dort später neu errichtet wurde.
Abb. 3: Grundriss der Kirche St. Michael.
Auf Grund der Bautechnik und aus stilistischen Gründen (Turmhelm) ist dieser Turmneubau dem 16. Jahrhundert zuzuweisen. Das bedeutet, dass das Denzlinger Wahrzeichen gar nicht dem Mittelalter entstammt, sondern erst in der Neuzeit erbaut wurde, als die Michaelskirche ihre Funktion als Pfarrkirche bereits verloren hatte.
Im 14. Jahrhundert war die Verfügungsgewalt über die Kirche (der kilchensatz) mitsamt dem zugehörigen Kozzen Hof an die Deutschherren in Freiburg übergegangen. In Dokumenten des 15. Jahrhunderts ist die einstige Pfarrkirche mehrfach als Kapelle St. Michahelis bezeichnet, an der nur noch ein „Frühmesser“ seinen Dienst versah, der zugleich an der Pfarrkirche St. Georg aushelfen musste. Da es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen dem Stift Waldkirch und dem Komtur des Deutschordens über die Bezahlung des Frühmessers kam, sind uns deren Namen bekannt: Conradus Pöler alias Väsche (1479), Johannes Faber (1488), Conradus Riser (1491).
Das weitere Schicksal der einstigen Pfarrkirche ist rasch erzählt: Schon 1479 als „ganz baufällig und abgegangen“ bezeichnet, scheint sie nach der Reformation (1556) nicht mehr als Gotteshaus genutzt worden zu sein. 1618 wird ein Fruchtspeicher eingebaut; 1713 dient sie französischen Soldaten als Quartier; 1756 wird das verbliebene Inventar versteigert; 1813 wird der Kirchenraum als „Feuer-Spritzenhaus“ genutzt und eine Wachstube eingerichtet. Der Turm wird wegen des Storchennestes auf dem Turmhelm im 20. Jahrhundert zum Wahrzeichen der „Storchenturmgemeinde“.
Abb. 4: Der „Storchenturm“ im Jahr 1913 mit dem inzwischen beseitigten Anbau der Wachstube.
1979 ging der Denzlinger Maler Theodor Zeller (1900-1986), gefördert von Günther Böhler, daran, den Kirchenraum und die Sakristei wieder als Gotteshaus zu gestalten.
Abb. 5: Wandgestaltung von Theodor Zeller
„Diese Exkirche war am vergammeln, dies ist eine Schande für die, die Verantwortung tragen“, rief er bei der feierlichen Wiederöffnung am Himmelfahrtstag 1981 aus. Ein Kohlenkeller, ein Spritzenhaus sei dieser Ort gewesen, nun sei er wieder eine Engelskirche (Erzengel Michael). Bürgermeister Wolfram Dennig (1972-1996) äußerte bei dieser Feierstunde den Wunsch, „daß sich dort die Bürger miteinander in geistlichem und kulturellem Rahmen finden werden“.
Zellers und Dennigs Worte hatten jedoch nicht die erhoffte Wirkung. Fast vier Jahrzente später wird seit April 2018 erneut versucht, den Kirchenraum wieder als Kultur-und Begegnungstätte nutzbar zu machen.
Autor dieses ArtikelsDieter Geuenich
Quellen / CopyrightsGenerallandesarchiv Karlsruhe: GLA 21/80.Dieter Geuenich, Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau (Freiburg 1983),S. 72-82.Helga Echterbruch: Foto Abbildung 5.Dieter Geuenich – Dieter Ohmberger, Denzlingen, Band 1: Von den Anfängen bis zun Dreißigjährigen Krieg (Denzlingen 2012), S. 76-87. [Abbildungen S. 80-84]Liber decimationis cleri Constantiensis pro Papa de anno 1275, hg. von Wendelin Haid (Freiburger Diözesan-Archiv 1, 1865, S. 1-103)Manfred Schill, Theodor Zeller 1900-1986. Maler und Visionär (Denzlingen 2000), S. 53.
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