Home
deutsch
english
français
italiano
29

Kohlerhof – die neue Ortsmitte

Im Frühjahr 2023 waren die Arbeiten zur neuen Platzgestaltung rechts und links der Rosenstraße zum Abschluss gekommen. Das Ziel war die Gestaltung eines Platzes mitten im Ort. Sitzgelegenheiten, ein Brunnen und Schattenbäume laden zum Verweilen ein, Geschäfte und Gaststätten mit Bewirtungsangeboten im Freien sollen die Menschen zusammenbringen. Eine Ortsmitte als Zentrum war im alten Denzlingen nicht vorhanden. Denzlingen war ein langgestrecktes Dorf drei Kilometer entlang an dem Glotterbach und hatte deshalb vor hundert Jahren den Beinamen „Langendenzlingen“.

Im Jahr 1990 stimmte der Gemeinderat der Vorlage der Stadtplaner Humpert/Rosenstiel aus Freiburg zur Umgestaltung der Rosenstraße zu. Damit war der Anfang gemacht, wie aus der landwirtschaftlichen Struktur ein Übergang zur städtischen Struktur geschaffen werden kann.

Was vorher da war, wie alles geworden ist und was die neue Ortsmitte mit den Namen „Kohlerhof“ und „Rosergasse“ zu tun hat, erfahren sie unter „mehr Info“.

Neuordnungskonzept 1990 (Denzlingen Heft 17,1990)

Mehr Info

Der Kohlerhof bis 1992

Bis 1992 stand hier der “Kohlerhof“. Mit einer Steinmauer war der Hof eingefasst, freilaufende Hühner waren im Hof zu sehen. Die große Scheune mit dem sichtbaren Fachwerk rundete das Ganze zu einer nostalgische Ansicht eines Bauernhofs aus früherer Zeit ab.

Im Anschluss vom Kohlerhof zur Schwarzwaldstraße hin war damals bis auch ein weiteres landwirtschaftliches Anwesen.

Zeichnung von Otto Raupp (Archiv HuGV)

Foto 1968 – Ansicht von der Rosenstraße (Archiv HuGV)

Buntstiftzeichnung von Otto Raupp (Archiv HuGV)

Zum Namen „Kohlerhof“

Die Namen der Besitzer des Anwesens wechselten. Die Hoferbin Friederike Roser heiratete im Jahr 1870 Johann Jacob Kohler. Sie wurden im Ort „s´Kohlers“ genannt.Dies blieb auch nach dem Wechsel des Besitzernamens zuerst zu Rappold, dann Nübling und schließlich zu Burckhard.

Vor allem zur Unterscheidung der Nüblings an der Hauptstraße waren solche „Übernamen“ im Gebrauch. Der Namen „Kohler“ wurde für die Gaststätte Kohler-Eck und für das gesamte Areal übernommen.

Zeichnung: Dieter Ohmberger

A – Rosergasse, heute Rosenstraße
B – Mühlengasse
11 – Anwesen Roser

Zum Namen „Rosenstraße“

Im Ortsplan 1752 findet sich als Name des Besitzer Johann Jacob Roser.
Nach ihm war dann der Weg von der Hauptstraße nach Norden „Rosergasse“ benannt.

Mit der Wohnbebauung in Richtung Hindenburgstraße blieb „Rosergasse“ als Bezeichnung im Volksmund erhalten. Die Straße wurde leicht abgewandelt in „Rosenstraße“ umbenannt.

Rosenstraße 1985 (Foto: Hartmut Nübling)

Rosenstraße 2023 (Foto: Hartmut Nübling)

Wie ist das mit der Ortsmitte?

Plan 1752 (gezeichnet von Dieter Ohmberger)

Denzlingen war ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit einer langen Straße an der Glotter entlang. Ein Plan aus dem Jahr 1752 zeigt dies.

Es gibt keine bedeutsame Kreuzung, keinen Platz mit Brunnen, Rathaus und Geschäften, keine Ortsmitte mit Markt. Das macht es schwer bis in die Gegenwart hinein ein Zentrum zu schaffen, mit Geschäften, Gaststätten, einem Markt und der Gelegenheit sich zu begegnen.

Mit der Neugestaltung hier wurde der Weg dazu beschritten.

Die Neugestaltung geschah in drei Bauabschnitten (1993 / 2006 / 2023)

1993:
Ab dem Jahr 1993 entsteht der Kohlerhof als neue Bebauung auf der westlichen Seite der Rosenstraße.
Zwei große Gebäuderiegel umrahmen und bestimmen den Platz den Platz. Der Fußgängerbereich wird als Sichtachse zum Turm der evangelischen Kirche St. Georg angelegt.

Die Gaststätte Kohler-Eck ist an der Hauptstraße mit seinem Außenbereich ein einladender Blickpunkt. Zu diesem Gebäuderiegel gehören die Sparkasse, das Reisebüro, oben die Wohnungen und als ruhigere Zone gibt es einen Innenhof.Im langgestreckten Gebäuderiegel finden Sie viele Geschäfte für den täglichen Einkauf und mehrere Gaststätten. Den Abschluss an der Schwarzwaldstraße bildet der Einkaufsmarkt EDEKA.

Kohler Eck 2002 (Foto: Hartmut Nübling)

Kohlerhof 2005 vom Kirchturm aus fotografiert (Foto: Hartmut Nübling)

2006:
Am 6. Okt. 2006 öffnet an der Kreuzung Rosenstraße Schwarzwaldstraße der REWE Markt und die Postagentur eröffnet.
Der Wochenmarkt am Dienstag- und Freitagvormittag wird in den Fußgängerbereich des Kohlerhofs verlegt.
An der Hauptstraße auf der anderen Seite der Rosenstraße blieb weiter das Anwesen Martin erhalten, ein ehemaliger Bauernhof mit Nebengebäuden.

2023:
Im Frühjahr 2923 wurde der Platz zu beiden Seiten der Straße eingeweiht. Die Gestaltung mit Bäumen und Pflanzbeeten, einem Wasserspiel und die optische durchgehende Pflasterung über die Straße hinweg soll zum Aufenthalt einladen. Mit dem Wochenmarkt auf beiden Seiten der Rosenstraße werden viele Menschen zum Einkaufen und Verweilen angelockt. Dies wird überstützt durch die Ansiedlung eines weiteren Einkaufmarktes, der Volksbankfiliale, einem großzügig eingerichteten Restaurant. Auch die Polizeistation Denzlingen hat einen neuen Standort erhalten.

Kohlerhof 2023 vom Kirchturm aus fotografiert (Foto: Hartmut Nübling)

Die Hofbesitzer von 1752 bis 1992

Die Hofbesitzer „Roser“
Johann Jacob Roser, Bürger u. Bauer, 1752 als Besitzer des späteren Kohlerhofs erwähnt, verheiratet mit Barbara Vetter (1717-1763)
Hoferbe Michael Roser, Bürger u. Bauer, *1756, verheiratet mit Anna Stühlinger (1754-1827)
Hoferbe Michael Roser, Bürger u. Bauer (1788-1864), verheiratet mit Christine Nübling (1790-1854)
Hoferbe Christian Roser, Bürger u. Bauer (1821-1884), verheiratet mit Anna Maria Kohler (1829-1877)

Die Hofbesitzer „Kohler“
Hoferbin Friederike Kohler (1851-1926) heiratet 1870 Johann Georg Kohler, Bürger u. Bauer (1846-1916)

Die Hofbesitzer „Rappold“
Hoferbin Frieda Kohler (1870-1944) heiratet 1891 in 1.Ehe Christian Rappold, Bürger u. Bauer (1861-1919).  Die Ehe blieb kinderlos.

Die Hofbesitzer „Nübling“
Frieda Rappold, geb. Kohler (1870-1944) heiratet 1920 in 2.Ehe Karl Friedrich Nübling, Bürger u. Bauer (1872-1948). Zur Unterscheidung der zahlreichen anderen Nüblings im Ort wurde diese Familie „s‘Kohlers“ genannt.
Hoferbe Emil Friedrich Nübling, Bürger u. Bauer, „Kohlerbur“, heiratet 1930 Frieda Egin.

Die Hofbesitzer „Burkhardt“
Hoferbin Hedwig Nübling, geb. 1936, heiratet Manfred Burkhardt im Jahr 1962. 1992 wird der Hof von Hedwig Burkhardt, geb. Nübling an die Gemeinde Denzlingen verkauft, 1993 abgebrochen und der neue Kohlerhof gebaut.

Und wer war denn an der Hauptstraße benachbart?

Wie beim Kohlerhof oder Kohlerbur war der Name für den Hof oder das „Geschlecht“ nicht der Name der Hofbesitzer. In Denzlingen wurden dadurch (nicht nur) die „Familien Nübling“ an der Hauptstraße entlang unterschieden. Hier drei Beispiele: Emil Nübling war „d'Ochsehans“, „s'Vögtlis“ heißen Nübling, „s'Stawalders“ heißen Sillmann.

Zur Erläuterung hier noch ein kleiner Exkurs zur alemannischen Mundart: bei der Namensnennung wird zuerst der Nachname genannt, dann der Vorname, bei der Nennung der konkreten Person wird das „d“ von dem Nachnamen verwendet und das „s“ bei der Verwendung des Namens für s'Gschlecht, als für die Familie.

Die direkten Nachbarn vom Kohlerhof waren:
Hauptstraße 185: Auf der anderen Seite der „Rosergasse“ war „d'Bumm-Bumm Schumacher“. Dieses Haus war Ende der 60er Jahre nicht mehr bewohnbar und ist ersatzlos abgeräumt worden. Dadurch konnte die Rosenstraße und die Kreuzung an der Hauptstraße übersichtlicher verbreitet werden.
Oberhalb, zwischen Rosenstraße und dem Apothekergässle, waren zuerst s'Sturze (s'Schturze oder d'Sturze Willi), dann s'Schwoobe Adolfe oder d'Schwoobe Adolf noch vor dem dann s'Schwoobe Jerge oder d'Schwoobe Jerg).
Hauptstraße 187 (heute dm – Markt): s'Sturze (s'Schturze oder d'Sturze Willi): Familie Martin
Hauptstraße 189: s'Schwoobe Adolfe oder d'Schwoobe Adolf: heute Martin und Ursula Nübling
Hauptstraße 191: s'Schwoobe Jerge oder d´Schwoobe Jerg): heute Günter Nübling.

Haus Martin an der Hauptstraße 1913 (Foto von Fam. Martin)

Kohlerhof, Rosenstraße, Haus Martin 1985 (Foto von Fam. Martin)

Hauptstraße, Rosenstraße 2023 (Foto von Hartmut Nübling)